neděle 28. srpna 2016

Serie – Kulturšok – Deutschland – Tschechien (Teil 1)

(česká verze: zde)

In dieser kleinen Serie beschäftigen wir uns mit dem Thema Kulturschock. Wir befragen Deutsche unterschiedlichen Alters, die Tschechien besuchen nach ihrem größten Schock, was sie nicht erwarteten und was sie überraschte. Sie erzählen uns von ihrer ersten Reise in das Nachbarland, von ihren Erlebnissen und Eindrücken.


Josef

Ich bin Jahrgang 51 und bereits damals als Gymnasiast schon immer sehr politisch links orientiert und engagiert. Daher habe ich als 17- jähriger in den Nachrichten den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts mitverfolgt und auch die Selbstverbrennung von Jan Palach.
Für uns junge Linke war Dubček ein Hoffnungsträger. Da aber der Eiserne Vorhang noch bis 89 bestand, war für mich erst als knapp 40- jähriger der Osten plötzlich und unerwartet offen. Als überzeugter Europäer war ich schon immer der Meinung, dass die östlichen Länder zu unserem Europa gehören. 1990 sind wir dann mit unserem Amt zum Betriebsausflug nach Prag gefahren. Mir fiel besonders auf, dass das Straßennetz total marode war und dass Prag eine graue Stadt war, keine Farbe an den brüchigen

Fassaden, aber eine unglaublich intakte Bausubstanz. Die Leute waren freundlich, aber zurückhaltend, ja fast scheu. Ich hatte weder familiär noch sonst in irgendeiner Weise Kontakte zu Tschechien, aber da ich geschichtlich interessiert bin, weiß ich wie sehr unsere beiden Länder über Jahrhunderte zusammenhingen - ich meine jetzt Bayern und Böhmen. Ich habe dann versucht an der VHS um die Jahrtausendwende tschechisch zu lernen, aber das war nicht von Erfolg gekrönt, da ich einfach zu wenig Zeit hatte. Ich war dann mehrmals in Tschechien, meist im Rahmen von Betriebsausflügen, z.B. im Bäderdreieck, in Český Krumlov und noch einige andere Orte.

Vor etwa 13 Jahren hat sich dann ein deutsch-tschechischer Stammtisch in Regensburg gegründet. Ich bin seitdem Mitglied und habe immer versucht die Aktivitäten zu unterstützen. Denn ich denke, dass Völkerverständigung am besten funktioniert, wenn sich Leute treffen und sich unterhalten und Völkerverständigung ist seit Jahren mein Anliegen. Unser Europa ist unsere einzige Chance und gerade die kleinen Länder sind extrem wichtig mit ihren Kulturen und Sprachen.

Nach meiner Pension habe ich dann mit dem Studium an der Universität Regensburg begonnen, erst Klassikstudien und Tschechischkurse und jetzt als Bachelorfach Tschechische Philologie. Ich bin ordentlich Studierender und kein Gasthörer. Auch an der Uni versuche ich immer den Gedanken der Verständigung zu verbreiten und suche Kontakte zu Tschechinnen und Tschechen, die hier studieren. Ich fahre etwa alle 6-8 Wochen mit dem Bayern-Böhmen-Ticket nach Pilsen. Inzwischen kenne ich die Stadt sehr gut. Dort versuche ich meine Sprachkenntnisse anzuwenden und zu verbessern. Vorurteile hatte ich noch nie und je öfter ich hinfahre, desto mehr liebe ich Land und Leute.


Interview geführt von: Sandra Bösel

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